1. Anschreiben an Kulturdezernenten Hilmar Hoffmann

2. Reaktion Hilmar Hoffmanns

3. Konzeptskizze zur Strukturierung der neuen Veranstaltungsform

 

"Stellungnahme zu "Römerberggesprächen"


Zu dem vielfältigen Echo auf die Ankündigung der Frankfurter "Römerberggespräche", das ein lebhaftes Interesse seitens der Frankfurter Bevölkerung erkennen lässt, möchte ich wie folgt, Stellung nehmen:

Das geistige und kulturelle Leben einer Stadt und die entspre-chenden Interessen der Bürgerschaft erstrecken sich auf weite Bereiche. Es wäre töricht zu glauben, dass mit einer Veran-staltung das weite Spektrum dieser Möglichkeiten erfasst wer-den könnte. Man wird vielmehr stets davon ausgehen müssen, dass ein Fächer verschiedenartiger Veranstaltungen möglich ist, um das Feld der Interessenlagen, Bedürfnisse und Notwen-digkeiten auszuloten. In diesem Sinne hatte die Stadt Frank-furt a.M. vor Jahr und Tag der Bildung des "Frankfurter Forums für Stadtentwicklung" freudig zugestimmt, und der seinerzeiti-ge Oberbürgermeister Möller hatte dieser Bürgerinitiative da-mals sogleich finanzielle Unterstützung seitens der Stadtver-waltung zugesagt. Dieses Forum hat sich zum Ziel gesetzt, je-dem Bürger der Stadt die Gelegenheit zu geben über die Proble-me der Stadt zu diskutieren und vor allem mit den Verantwort-lichen der Stadt ins Gespräch zu kommen. In einer ganzen Reihe von Veranstaltungen wird diese Sache mit Erfolg praktiziert.

Aus den Zuschriften, die uns auf die Gründung der "Römerberg-gespräche" zugegangen sind, geht hervor; dass einige der Inte-ressierten aber im Falle der Römerberggespräche von einer fal-schen Prämisse ausgehen, insofern man meint, bei den Römer-berggespräche gehe es ebenfalls um ein Diskussionsforum im Sinne eines Gespräches über die Probleme dieser Stadt. Wäre dem so, so stellen die Römerberggespräche nicht anderes dar, als das, was das Frankfurter Forum für Stadtentwicklung be-reits bietet.

Den Initiatoren der Römerberggespräche liegt jedoch nichts ferner als dies. Die Römerberggespräche zielen auf eine Dis-kussionsebene ganz anderer Art. Hier wird das Expertengespräch auf internationaler Ebene gesucht. Entsprechend sind auch die zur Debatte stehenden Problemfelder im allgemeinen und überre-gionalen Sinne auszuwählen. Niemand kann bestreiten, dass es höchst aktuelle und zugleich schwierige Grundsatzfragen gibt, die dringend der Klärung bedürfen, um unser aller Existenz und unsere Zukunft mit klarem Blick sichern und meistern zu kön-nen. So sehr wir die unmittelbare und lebendige Diskussion al-ler Bürger wünschen und hierfür Plattformen schaffen müssen, so sehr ist es aber doch auch notwendig, die Sachkenntnis der Experten von einer breiten Öffentlichkeit Gehör zu verschaf-fen, um zumindest das Problembewusstsein in seiner ganzen Vielschichtigkeit zu entwickeln. Dieser Gedanke dient sowohl der Zusammensetzung des derzeitigen Kuratoriums der Römerberg-gespräche, dessen Aufgabe es ist, Experten von Rang und aktu-elle Problembereiche auszuwählen und das deshalb so zusammen-gesetzt ist, dass für die verschiedenen Bereiche aus Kunst und Kultur jeweils ein Vertreter präsent ist. Die Form der Römer-berggespräche ist sowohl offen wie öffentlich, als auch vom Rahmen her so weit begrenzt, dass eine Diskussion der Experten noch möglich ist, ohne dass Beiträge und Fragen anderer Inte-ressierter Anwesender ausgeschlossen wären.

Zu 3-7 Referenten würden etwa 30-40 weitere Sachverständige geladen. Weitere 150-200 Gäste könnten unmittelbar teilnehmen. Beim Arrangement soll von Podiumsgesprächen abgesehen werden, nach Einführungsreferaten ein Gespräch aller in gleichberech-tigter Form möglich werden. Da im Historischen Museum weitre Räume, mit Monitoren bestückt, zur Verfügung stehen werden, könnten Ton- und Bildübertragungen in diesen Räumen auch noch einige 100 Personen direkt erreichen. Selbstverständlich er-hoffen wir uns auch eine Übertragung der Veranstaltungen durch die Rundfunk- und Fernsehanstalten. Im übrigen werden die Re-ferate und Diskussionen nachträglich publizistisch verbreitet. Wir glauben, dass diese Pläne, die ebenfalls auf eine Bürger-initiative zurückgehen, eine weitere und persönliche Ergänzung des Spektrums kultureller Veranstaltungen und Kommunikations-formen in Frankfurt darstellt.

Prof. H. W. Wirth

Mitglied des Kuratoriums
Römerberggespräche "